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Alteryx Alumni (Retired)

*Der Beitrag "Mit Datenanalyse die Opioidkrise und Malaria bekämpfen" wird veröffentlicht von lead-digital - 18.11.2019.

 

LEAD: Warum ist die Abhängigkeit von Opioiden vor allem in den USA ein so großes Problem?

Dean Stoecker: Zur akuten Schmerzlinderung wurden in den USA bisher hauptsächlich Opioide verwendet, die Krebspatienten ebenso gegen Schmerzen einnehmen wie Patienten, die sich von einer Operation erholen. Die Institutionen, die uns eigentlich heilen sollen, können so unbeabsichtigt das Tor zum Opioidmissbrauch öffnen.

 

Auch, wenn die Mittel von Ärzten nach bestem Gewissen verschrieben werden, können die Patienten in eine Abhängigkeit geraten und die Mittel als Einstiegsdroge fungieren. Die Daten sprechen eine deutliche Sprache: Die USA konsumieren mit nur 5 Prozent der Weltbevölkerung 80 Prozent der weltweiten Opioide.

 

Nach Angaben des Center for Disease Control and Prevention sterben jeden Tag 91 US-Amerikaner an den Folgen einer Überdosis von Opioiden. Damit haben Opioide in den USA inzwischen Autounfälle und Waffengewalt als führende Todesursache übertroffen.

 

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LEAD: Wie kann Datenanalyse dazu beitragen, Lösungen für dieses Problem zu finden?

Stoecker: Sie kann die Verschreibungsgewohnheiten von Ärzten, die Verschreibungshistorie von Patienten wie auch die Verschreibungsarten in Echtzeit ermitteln und analysieren, um den Missbrauch einzudämmen sowie eine Behandlung der Sucht zu verbessern.

 

Sie kann auch Modelle zu den Verschreibungsraten erstellen, um die Muster des Opioidmissbrauchs auf der Grundlage sozioökonomischer und demographischer Bevölkerungsmerkmale aufzuzeigen. Außerdem können mit Hilfe von Analysen die geographischen Muster gefährdeter Menschen erkannt werden. So kann man ermitteln, wo Behandlungszentren eingerichtet werden sollten.

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LEAD: Welche Institutionen müssen zusammenarbeiten, um konkrete Ergebnisse zu erzielen?

Stoecker: Datenanalyse ist dann am zielführendsten, wenn unterschiedliche Akteure zusammenarbeiten. Zum Beispiel hat das U.S. Department of Health and Human Services 2017 den Code-A-Thon "Connecting Data to Save Lives" veranstaltet, bei dem Alteryx ein 28-köpfiges Team aus Mitarbeitern gesponsort hat, um datengesteuerte Lösungen für die Opioidkrise zu finden.

 

Seitdem arbeitet Alteryx aktiv mit Organisationen aus dem öffentlichen und privaten Sektor zusammen, um durch Daten und Analysen die Opioid-Epidemie einzudämmen. Um es mit den Worten von Richard Buckminster Fuller zu sagen: "It needs to be all of us or none of us". Der erste Schritt ist aber das öffentliche Gespräch. Deshalb haben wir Anfang des Jahres bei SXSW eine große Paneldiskussion zu dem Thema geführt. Drei medizinische Datenexperten erzählten dort von ihren Ansätzen, um mit Datenanalyse die Opioidkrise zu lösen.

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LEAD: Wie sehen die aus?

Stoecker: Dr. Mona Siddiqui, Chief Data Officer beim U.S. Department of Health and Human Services, sprach über die Ende letzten Jahres eingeführte Fünf-Punkte-Opioid-Strategie. Damit werden Datensilos aufgebrochen, die uns sonst daran hindern, wichtige Verbindungen zu erkennen und Erkenntnisse über die öffentliche Gesundheit zu gewinnen.

 

John Savage, Direktor bei der Colorado Hospital Association, skizzierte, wie die CHA versucht, die Verabreichung von Opioiden in Notaufnahmen zu reduzieren. In den zehn Krankenhäusern des Pilotprojektes reduzierten sich die Verschreibungen daraufhin um 36 Prozent. Das ist ein großer Erfolg besonders vor dem Hintergrund, dass vier von fünf Heroinabhängigen sagen, ihre Sucht hätte mit verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln begonnen.

 

Lynsie Daley, Senior Data Analyst bei Intermountain Healthcare, sprach über den Anspruch, die Anzahl der in ihrem Netzwerk verordneten Opioidtabletten um satte 40 Prozent zu reduzieren. Sie und ihr Team bauten ein Dashboard, das in Echtzeit die Verschreibungsgewohnheiten des Arztes, die Verschreibungshistorie eines Patienten und die Art der Verschreibungen überwachen kann. Sie brachte praktische Erfahrungen mit der Komplexität der analysierten Daten und der Umwandlung dieser Komplexität in prädiktive analytische Modelle ein, um Risiko-Scoring für Patienten und Ärzte zu identifizieren.

 

LEAD: Datenanalyse kann aber auch eingesetzt werden, um bestimmte Krankheiten wie Malaria zu bekämpfen. Wie funktioniert das?

Stoecker: In Afrika ist Malaria immer noch die häufigste Todesursache bei Kleinkindern. In den letzten zehn Jahren haben das sambische Gesundheitsministerium und das National Malaria Elimination Centre (NMEC) mit Unterstützung des Gesundheitsorganisation PATH Datenanalyse im Kampf gegen Malaria eingesetzt und Tausende von Menschenleben gerettet.

Im Jahr 2015 startete PATH gemeinsam mit Alteryx und sechs weiteren Technologiepartnern die "Visualize No Malaria"-Kampagne, die sich auf die Integration neuer Tools und Systeme zur Datennutzung konzentrierte. Damit unterstützen wir das sambische Gesundheitsministerium bei dem Ziel, Malaria bis zum Jahr 2021 zu eliminieren.

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LEAD: Können Sie das an einem konkreten Beispiel erklären?

Stoecker: Ein Anwendungsfall ist das von PATH unterstützte Malaria Labor am NMEC in Lusaka, Sambia. Sie implementieren eine Reihe von molekularen Werkzeugen im Kampf gegen Malaria. Jeden Monat werden dabei Tausende Blutproben aus dem ganzen Land verarbeitet, um wichtige Fragen wie diagnostische Wirksamkeit, Arzneimittelresistenz und Übertragungsintensität zu beantworten.

Seitdem dort professionelle Tools eingesetzt werden, konnten die Mitarbeiter Workflows automatisieren, Laborergebnisse besser verarbeiten und dadurch das Gesundheitspersonal schneller über Malariafälle an ausgewählten Studienorten informieren. Außerdem konnten sie geographische und epidemiologische Daten zusammenführen und analysieren, um Einzugsgebiete zu bestimmen und einen besseren Überblick über die Ressourcenoptimierung zu erhalten.

Bis heute sind die Malariafälle in der nordsenegalesischen Bevölkerung von 1,8 Millionen Menschen innerhalb von nur zwei Jahren um 60 Prozent zurückgegangen.

 

LEAD: Glauben Sie, dass Malaria damit tatsächlich bis 2021 Geschichte sein könnte?

Stoecker: Trotz zunehmender Innovationstätigkeit kann Technologie allein eine Krankheit nicht heilen oder ihre Übertragung stoppen. Es ist wichtig, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, um die Übertragung der Krankheit zu verhindern. Wir müssen Datenerkenntnisse mit medizinischer Expertise verknüpfen, um Krankheiten wie Malaria zu bekämpfen.

 

LEAD: Bei der Bekämpfung welcher anderen Krankheiten könnte Datenanalyse noch helfen?

Stoecker: Der intelligente Einsatz von Datenwissenschaft und Analytik bietet enorme Chancen für das Gesundheitswesen und wird bereits zur Heilung von Krankheiten wie Parkinson, Herzerkrankungen und Ebola eingesetzt. Darüber hinaus werden diese Ansätze auch zur Vorbeugung möglicher Epidemien, zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Vermeidung weiterer Krankheiten eingesetzt.

Dieser Artikel wurde verfasst von Ann-Catherin Karg

 

*Der Beitrag "Mit Datenanalyse die Opioidkrise und Malaria bekämpfen"wird veröffentlicht von lead-digital - 18.11.2019. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

 

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